Reinigung & Wasserwechsel

Grundsätzliches!

  1. Die Ursache für Probleme mit der Wasserqualität ist ein fehlendes biologische Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht muss hergestellt werden. Eine Bekämpfung von Symptomen bringt nichts!
  2. Ein biologisches Gleichgeicht kann sich nicht in einem hygiensch reinen Aquarium einstellen. Die Selbstreinigungskräfte eines Biotops sind auf eine funktionierende Fauna und Flora aus Keinstlebewesen (Bakterien, Algen etc.) angewiesen!
  3. Eine Aquarium ohne biologisches Gleichgewicht macht nur Arbeit und Ärger, weil man dauernd mit der Symptombekämpfung beschäftigt ist. Ein Aquarium mit einem funktionierenden biologischen Gleichgewicht braucht nicht mehr als ca 20 Minuten Wartungsarbeit pro Woche.

Link-Tipp!

Bedingungen für die Sauberkeit

Das Aquarium ist desto sauberer ...

  • je mehr und häufiger Wasser gewechselt wird
  • je mehr Wasser sich im Aquarium befindet
  • je größer das Aquarium ist
  • je kleiner die Schildkröte ist
  • je weniger Tiere im Aquarium leben
  • je weniger gefüttert wird.
  • je mehr Pflanzen sich im Aquarium befinden
    (siehe auch »Pflanzen«)
  • je größer die Oberfläche des Bodengrunds ist
  • je größer das Filtervolumen ist (siehe auch »Filter«)
  • je älter das Biotop ist

Wenn Sie Probleme mit der Wasserqualität haben, dann kümmern Sie sich um diese Bedingungen und fangen Sie nicht an, Steine abzuschrubben, Holz abzukochen, den Boden abzusaugen oder Wundermittelchen aus dem Zoohandel ins Wasser zu schütten!

So ziemlich das Allerdümmste, was Sie machen können, ist den Filter zu säubern. Damit vernichten Sie nämlich die Reinigungsbakterien! (siehe auch »Filter«)

Putzfimmel im Aquarium ist kontraproduktiv!

Hilfe! Das Wasser stinkt ...

Sofortmaßnahmem:

  1. Wasserwechsel.
  2. Das Aquarium nach faulenden Futterresten o. dgl. durchsuchen und diese entfernen.
  3. Einen Luftsprudler/Ausströmer installieren.

Anschließend lesen Sie sich in Ruhe die Kapitel »Filter« und »Reinigung« (= dieses hier) durch und verbessern das biologische Gleichgewicht in Ihrem Aquarium mit den dort beschriebenen Maßnahmen.

In Kürze:

Wenn das Gleichgewicht wieder hergestellt ist, können Sie normalerweise den Luftsprudler wieder entfernen.

Hilfe! Das Wasser ist trüb ...

... und die Luft ist rein? Wie auch immer: Kein Grund zur Panik!

Eine Trübung oder Färbung des Wassers ist vollkommen harmlos!

Wahrscheinlich haben Sie neue Einrichtungsgegenstände / neuen Bodengrund / neues Filtermaterial ins Aquarium eingesetzt.

Abhilfe:

  1. Ein kleiner Innenfilter, bestückt mit Filterwatte.
  2. Wasserwechsel
  3. Geduld

Vorsorge:

Ganz verhindern können Sie Trübungen oder Verfärbungen nicht. Der Schildkröte machen Trübungen oder Verfärbungen überhaupt nichts aus. Wahrscheinlich fühlt sie sich in trüberem Wasser sogar wohler, da sie dann besser getarnt ist.

Hilfreich: Huminstoffe

EIne gelbliche Färbung, die von Holz herrührt ist sogar sehr nützlich. Sie enthält Huminstoffe, die Pilzerkrankungen vorbeugen und das Pflanzenwachstum fördern. Nebenbei säuern sie das Wasser leicht an und verhindern so die Bildung von giftigem Ammoniak (NH3).

Durch Einsetzen von Seemandelbaumblättern oder Erlenzäpfchen können Sie gezielt das Wasser mit Huminstoffen anreichern.

 

Hilfe! Öliger Film auf dem Wasser!

Auch hier: Keine Panik! Es handelt sich um eine so genannte »Kahmhaut«, die aus Algen, Staub, Kleinstlebewesen und Eiweiß besteht und genau 0,0% Öl enthält. Ursache ist ein Überangebot von Nährstoffen im Wasser.

Solange die Kahmhaut nicht flächig die gesamte Wasseroberfläche bedeckt, ist sie völlig harmlos.

Eine Kahmhaut ist ein natürliches Phänomen und kommt auch oft in ruhigen Gewässern in der Natur vor.

Bekämpfung der Symptome:

Bekämpung der Ursachen:

Achtung: Die Wasseroberfläche zu bewegen, um eine Kahmhaut zu verhindern ist nicht sinnvoll! Der Nährstoffüberschuss besteht dann immer noch und wird sogar noch verstärkt, da sich kein Film aus Kleinstlebewesen bilden kann, der die Nährstoffe abbaut.

Schlaues zum Thema gibt’s mal wieder auf
www.aquamax.de

Auch unser Aquarium blieb zeitweise nicht von einer Kahmhaut verschont.

Hilfe! Algen!

Siehe Kapitel »Algen«.

Hilfe! Schnecken!

Siehe Kapitel »Schnecken«.

Wasserwechsel

Die einzige Reinigungsarbeit, die Sie regelmäßig durchführen müssen, ist der Wasserwechsel.

Reden wir zunächst mal Klartext:

Regelmäßiger großzügiger Wasserwechsel ist lebensnotwendig und durch nichts zu ersetzen!

So. Nachdem das geklärt wäre, zu den Details:

Übrigens: Unsere Schildkröte bleibt während des Wasserwechsels im Aquarium und scheint das Gewusel recht interessant zu finden.

Achtung!
Verwechseln Sie nicht giftiges Nitrit (NO2) mit (in geringer Konzentration) harmlosem Nitrat (NO3)!

Achtung II!
Verwechseln Sie nicht giftiges Ammoniak (NH3) mit (in geringer Konzentration) harmlosem Ammonium (NH4)!

Leitungswasser

Wenn Sie in Deutschland leben, hat Ihr Leitungswasser Trinkwasserqualität. Sie können es ohne Zugabe von Wasseraufbereitern oder sonstigen Mittelchen, die der Zoohandel für gutgläubige Mitmenschen bereithält, ins Aquarium geben.

Logischerweise füllen Sie das Aquarium nicht mit eiskaltem oder heißem Wasser auf. War Ihnen ja ohnehin klar, oder?

Wasserwechsel leicht gemacht!

Mit der folgenden Methode können Sie schnell und einfach große Mengen Wasser austauschen.

Bedingungen:

Erfinder der Methode war der legendäre griechische Aquarianer Archimedes. Er entdeckte bereits um das Jahr 200 vor Christus das Prinzip der kommunizierenden Röhren, das besagt, dass 2 miteinander verbundene Gefäße immer nach dem gleichen Wasserstand streben.

Das heißt also, wenn Sie Ihr höher gelegenes Aquarium und Ihre leere Badewanne durch einen Schlauch verbinden, dann läuft so lange Wasser aus dem Aquarium bis beide Gefäße Wassergleichstand erreicht haben (also nie, weil irgendwann das Aquarium leer ist).

Einkaufsliste:

In unserem Fall stammen U-Rohr und Einlasskorb von Eheim (Eheim Ansaugrohr, 16/22 mm), der Schlauch von JBL und der Rest von Gardena. Es gibt aber auch von anderen Herstellern entsprechende Produkte.

Aufbau:

Der Perlator mit Zweifachgewinde ersetzt Ihren bisherigen Perlator am Wasserhahn. Auf den neuen Perlator wird dann die Schlauchkupplung mit Gewinde geschraubt.

Der lange Schlauch wird an beiden Enden mit den Schlauchkupplungen versehen.

Das Ansaugrohr (U-Rohr) wird an beiden Enden mit den kurzen Schlauchstücken versehen. An das eine kurze Schlauchstück kommt eine Schlauchkupplung. An das andere kurze Schlauchstück kommt der Einlasskorb.

Achtung:
Vor dem Wasserwechsel immer Pumpe und Heizung ausschalten!

1. Schritt

Kuppeln Sie das eine Ende des langen Schlauches an den Wasserhahn und das andere Ende an das Ansaugrohr (U-Rohr).

Das U-Rohr hängen Sie über den Rand des Aquariums. So dass der Korb ins Wasser reicht. Je tiefer der Korb ins Wasser reicht, desto mehr Wasser wird später abgelassen. Kürzen oder verlängern Sie gegebenenfalls das Schlauchstück zwischen Korb und U-Rohr, um die gewünschte Tiefe zu erreichen.

Da das System der kommunizierenden Röhren nur funktioniert, wenn sich keine Luft im Schlauch befindet, lassen Sie zunächst einmal so lange Wasser ins Aquarium, bis keine (oder nur noch wenige) Luftblasen aus dem Schlauch treten.

Öffnen Sie vorher alle Absperrhähne und prüfen Sie die Temperatur des Leitungswassers (es muss nicht exakt der gewünschten Temperatur entsprechen, aber es sollte auf keinen Fall heiß oder kalt sein, sondern lauwarm oder kühl).

2. Schritt

Wenn keine Luftblasen mehr aus dem Schlauch kommen, schließen Sie den Absperrhahn auf der Wasserhahnseite und kuppeln den Schlauch vom Wasserhahn ab.

Legen Sie jetzt den Schlauch in die Badewanne (oder wo immer sich Ihr Abfluss befindet) und drehen Sie den Absperrhahn wieder auf. Das Wasser fließt jetzt ab und stoppt automatisch, sobald die durch die Eintauchtiefe des Korbes definierte Wasserhöhe erreicht ist.

3. Schritt

Schließen Sie den Absperrhahn und kuppeln Sie den Schlauch wieder an den Wasserhahn an. Öffnen Sie den Absperrhahn und lassen Sie temperiertes Wasser in das Aquarium bis zur gewünschten Höhe ein.

Achtung: Wenn Sie Fische im Becken haben, müssen Sie das Wasser langsam einlassen! Es dürfen sich keine Gasbläschen an der Einrichtung bilden!

4. Schritt

Kuppeln Sie den Schlauch von Wasserhahn und U-Rohr ab und lassen Sie das Wasser, das sich noch darin befindet, ablaufen. Öffnen und schließen Sie die Absperrhähne nach Bedarf, so dass Ihr empfindlicher Parkettboden keinen Schaden nimmt.

Filter-Reinigung

Den Filter dürfen Sie nur dann reinigen, wenn er verstopft ist, d.h. wenn das Wasser kaum oder gar nicht mehr fließt.

Ein zu häufiges Reinigen des Filters zerstört die Bakterienkulturen!

Manche Filtertypen, wie etwa den Hamburger Mattenfilter (HMF) oder den hier beschriebenen Einkammer-Innenfilter, müssen Sie im Prinzip gar nicht reinigen (siehe auch »Filter«).

Den Filter reinigen Sie, indem Sie das Filtermaterial in einem Eimer mit Aquarienwasser ein wenig durchspülen. Damit schonen Sie die Bakterienpopulation. Aus dem selben Grund dürfen Sie auch niemals das gesamte Filtermaterial auf einmal reinigen.

Sonstige Reinigungsarbeiten

Das war’s schon! Sonst müssen Sie gar nichts putzen!
Gut, was?

Putzfimmel ist bei Aquarien kontraproduktiv. Sonstige Reinigungsarbeiten erledigen die Kleinstlebewesen.

OK, wenn’s Ihnen Spaß macht, dürfen Sie noch folgende Putzaktionen durchführen:

Scheiben reinigen

Reinigen Sie die Scheiben mit einem Lappen und Aquarienwasser oder Leitungswasser. Anschließend können Sie sie mit Zeitungspapier streifenfrei trockenpolieren (alter saarländischer Hausfrauentrick! :-)

Kalkränder entfernen

Kalkränder entfernen Sie mit Zitronensaft. Es sollte davon natürlich nichts ins Aquarienwasser gelangen.

Hierzu noch ein Tipp von unserem Leser Marco: »Cerankochfeld-Reiniger (die mit der Rasierklinge) eignen sich dafür wesentlich besser, da dabei keine schädlichen Stoffe ins Becken gelangen können.«

Algen entfernen

Mit einem Algenmagnet aus dem Zoohandel oder einer Rasierklinge können Sie Algen von den Scheiben kratzen.

Algen, die zwischen Sand und Scheibe wachsen, können Sie verschwinden lassen, indem Sie das Aquarium bis zur Höhe der Sandschicht mit Dekofolie aus dem Baumarkt abkleben (so genannte »Kiesblende«).

Mulm absaugen

Ihr Zoohändler wird Ihnen auch gerne einen Mulmabsauger verkaufen. Saugen Sie nicht den gesamten Mulm ab, da dieser auch Filterfunktionen erfüllt!

In unserem Aquarium wird nie der Mulm abgesaugt.

Tote Blätter und Futterreste entfernen

Einfach aus dem Wasser rausfischen. Im Zoohandel bekommen Sie auch Zangen und Kescher, damit Sie sich nicht die Hände nass machen müssen.

Übrigens: Wenn Sie Futterreste im Aquarium haben, dann füttern Sie wahrscheinlich zuviel (siehe auch »Futter«)!

Wuchernde Pflanzen entfernen

Wenn’s Ihren Pflanzen zu gut geht, können Sie auch ein wenig lichten. Wir entfernen regelmäßig Muschelblumen, damit sie nicht den anderen Pflanzen das ganze Licht klauen. Außerdem schneiden wir mit einer Schere Blätter von Anubias und Efeutute ab, die den Lampen zu nahe kommen (Feuergefahr!).

Wasser auffüllen

Das Aquarium verliert zwischen den Wasserwechseln Wasser durch Verdunstung. Dieses können Sie nachfüllen.

Und was ist mit dem Kot?

Wenn Sie wollen, können Sie auch den Kot rausfischen. Aber der zerfällt normalerweise so schnell, dass Sie das meist nicht schaffen.

Bei einem ausreichend großen Aquarium mit einem großvolumigen Filter und regelmäßigen Wasserwechseln dürfen die Auscheidungen der Schildkröte ruhig im Wasser bleiben.

Was ist mit den Wasserwerten?

Hilfe! Nitrit!

Restevernichter

Amanogarnelen und Schnecken fressen gerne die Futterreste, die für die Wasserschildkröte zu klein sind. Schnecken landen jedoch oft selbst im Magen der Wasserschildkröte.

Nitratvernichter

Efeutute, deren Wurzeln ins Wasser ragen, sorgt für geringe Nitratwerte (NO3).

Kies oder Sand?

Als Bodengrund sollten Sie Sand nehmen aus den folgenden Gründen:

Verwenden Sie dunklen Sand! Auch in der Natur haben die Tiere dunklen Bodengrund. Sie fühlen sich dann sicherer. Nebeneffekt: der dunkle Sand sieht nicht so schnell unansehnlich aus ...

Hygiene

Da Schildkröten (wie alle Reptilien) Träger von Salmonellen sein können, sollten Sie nach jedem Kontakt mit Kröte oder Aquarienwasser die Hände mit Seife waschen.

 

Bannerfoto: Scot Campbell