Verhalten & Biologie

Kann sich eine Wasserschildkröte umdrehen, wenn sie auf den Rücken gefallen ist?

Schneller als Sie denken!
(Bitte nicht ausprobieren!)

• Video: Die Mathematik der Schildkrötenrolle

Kann ich meine Wasserschildkröte in der Wohnung herumlaufen lassen?

Kommen Sie bloß nicht auf die Idee!! Vermutlich würde sich die Schildkröte vor lauter Panik sofort in die dunkelste Ecke unter den Wohnzimmerschrank verkriechen und Sie müssten anschließend das Möbel fachgerecht zerlegen, um sie wieder einzufangen. Ersparen Sie sich und der Schildkröte also den Stress! Außerdem könnte sich das Tier auch durch die ständige Zugluft am Boden eine Erkältung oder Schlimmeres holen. Wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Schildkröte braucht mehr Bewegung, dann kaufen Sie ihr ein größeres Aquarium oder einen Zimmerteich!

Haben Schildkröten Ohren?

Ja. Und zwar genau dort, wo Sie sie vermuten würden, allerdings unter der Kopfhaut. Deswegen haben Schildkröten auch Probleme höhere Töne wahrzunehmen. Ihr Hörvermögen geht bis etwa 1000hz. Das heißt, wenn Sie eine sehr piepsige Stimme haben, wird Ihre Schildkröte nicht kommen, wenn Sie sie rufen ... (kleiner Scherz!)

Wenn Ihnen Ihre Schildkröte ihr Ohr leiht, dann sehen Sie davon nicht viel.

Wie intelligent sind Wasserschildkröten?

So intelligent wie man halt mit einem zirka erbsengroßen Gehirn sein kann. Von den Lebewesen in unserem Biotop ist unsere Kinosternon cruentatum sicherlich das Intelligenteste (siehe »Fische & Garnelen«). Cpt. Kirk würde sich wahrscheinlich dennoch mit einem »There is no intelligent life here« hochbeamen lassen ...

Alles was Wasserschildkröten können müssen, um zu überleben, haben sie schon als Schlüpflinge in Form von angeborenen Instinkten parat. Darüber hinaus können sie aber durchaus noch das ein oder andere lernen: wo es Futter gibt, wo Sonne ist und die Wege wie man dort hinkommt oder dass es sinnlos ist, Garnelen hinterher zu jagen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Aquarienbewohnern nehmen Wasserschildkröten alles, was außerhalb des Aquariums vorgeht, sehr genau wahr und reagieren darauf.

Wie gut sehen Wasserschildkröten?

Ziemlich gut. Die Augen sind für Wasserschildkröten Orientierungsmittel Nummer Eins. Was das Farbensehen angeht, sind sie sogar viel besser als alle Säugetiere. Reptilien verfügen nämlich über 4 Farb-Rezeptoren mit denen sie auch ultraviolettes und infrarotes Licht wahrnehmen können, während der Mensch nur mit 3 Rezeptoren (rot, grün & blau) auskommen muss. Die Welt sieht also für Schildkröten ganz anders aus als für uns.

Die Linsen der Augen sind so geformt, dass sie die verzerrte Sicht durch das Wasser ausgleichen. Im Nahbereich sehen Schildkröten allerdings nicht besonders gut, was einleuchtet, wenn Sie sich mal die Stellung der Augen anschauen. Hier orientieren sich Schildkröten mit ihrer Nase.

Wie gut riechen Wasserschildkröten?

Besser als jeder Mensch. Sinnvollerweise sind sie sogar in der Lage unter Wasser zu riechen. Das ist vor allem nützlich, wenn sie in schlammigem Wasser leben und im Trüben fischen. Mit Hilfe ihrer Nase sind sie in der Lage Futter ausfindig zu machen, selbst wenn es nicht viel zu sehen gibt. Außerdem erkennen sie Artgenossen und Geschlechtspartner am Geruch.

Schnüff, Schnüff ... wo gibt’s was zu fressen?

Erkennen Wasserschildkröten ihren Pfleger?

Ja.

Haben Schildkröten Zähne?

Nein. Sie haben scharfe Hornschneiden mit denen sie Nahrung abbeißen und zerkleinern können. Manche Schildkrötenarten haben auch Zacken in den Hornschneiden, die dann ein bisschen an Zähne erinnern.

Häuten sich Wasserschildkröten?

Ja. Allerdings werfen sie ihre Haut nicht auf einmal ab, sondern sie verlieren sie nach und nach in kleinen Fetzchen.

Wechseln Wasserschildkröten ihre Panzerplatten?

Kommt drauf an zu welcher Familie sie gehören: Die Neuwelt-Sumpfschildkröten (zu denen die bekannten Schmuckschildkröten gehören) wechseln ihre Panzerplatten in ganzen Stücken, während die Schlammschildkröten (zu denen Moschus- und Klappschildkröten gehören) die Panzerplatten langsam abreiben.

Wozu dienen die Barteln?

Die Barteln am Kinn von manchen Schildkrötenarten sind dicht mit berührungsempfindlichen Nervenzellen bepackt und dienen zur Orientierung bei schlechten Sichtverhältnissen – ähnlich wie die Schnurrhaare einer Katze. Eine Riech- oder Schmeckfunktion wie bei einigen Fischarten haben sie vermutlich nicht.

(Danke an Stephan Böhm für die Recherche-Unterstützung!)

Wozu dienen die Panzerkiele?

Viele Wasserschildkröten-Arten haben zumindest als Jungtiere 1 bis 3 Längskiele auf dem Panzer. Bisher haben wir als Erklärung allerdings nur Spekulationen gehört:

• Errleichtern die Kiele das Umdrehen, wenn die Schildkröte auf den Rücken gefallen ist (fraglich bleibt dann wieso sie im Alter meist verschwinden?)?
• Erlauben die Kiele eine bessere Thermoregulierung?
• Stabilisieren die Kiele Schwimmlage?
• Versteifen die Kiele den noch nicht so festen Panzer bei Jungtieren?
• Sind die Kiele ein evolutionäres Relikt?

(Danke an die User vom schildkroetenforum.com für die Ideen-Sammlung!)

Was haben Wasserschildkröten mit U-Booten gemeinsam?

Was U-Boote besser können als andere Schiffe ist nicht Untertauchen, sondern hinterher wieder Auftauchen. Dazu verwenden sie Kammern, die mit Wasser gefüllt oder geleert werden. Ähnlich machen es auch Wasserschildkröten: Sie können ihre beiden Analblasen mit Wasser füllen oder leeren. Zudem sind sie in der Lage ihre Lungen flexibel mit Luft zu füllen (um an der Wasseroberfläche zu schweben) oder zu leeren (um abzutauchen). Ersteres geht unter Wasser natürlich nicht mehr.

Kinosternon cruentatum auf Tauchfahrt

Wie lange können Wasserschildkröten die Luft anhalten?

Nach unserer Beobachtung: Im Normalbetrieb tagsüber ca. 15–20 Minuten. Nachts im Schlaf vermutlich deutlich länger. Genaue Zahlen liegen uns leider nicht vor und von eigenen Experimenten möchten wir lieber absehen ...

Arten die eine Winterstarre halten, können monatelang am Grunde eines Gewässers zubringen ohne an die Oberfläche kommen zu müssen. Die Tiere haben bei 4-8°C ihre Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert und besorgen sich den dafür benötigten Sauerstoff per Hautatmung aus dem Wasser. Rekordhalter ist dabei die Moschusschilkröte, die so bis zu 6 Monate lang unter Wasser bleiben kann: »Kein Land in Sicht: Schildkröte atmet unter Wasser«

Muss eine Schildkröte vor der Winterstarre Speck anfressen?

Nein. Die meisten Wasserschildkrötenarten aus Nordamerika, Asien und Europa halten eine Winterstarre bei ca 4–8°C, eingegraben in den Bodenschlamm des Gewässers. In dieser Starre sind die Lebensfunktionen auf ein Minimum reduziert. Aufgrund dieses Minimalstoffwechses verlieren die Tiere während der Starre praktisch kein Gewicht, d.h. sie brauchen auch keine Fettreserven.

Warum leben Wasserschildkröten im Wasser?

Eigentlich ist es ja ziemlich komisch, dass ein Tier, das auf Atemluft angewiesen ist, im Wasser lebt.

Die Vorfahren der heutigen Wasserschildkröten haben sich trotzdem aus den folgenden Gründen für den Gang ins nasse Element entschieden:

1. Im Wasser konnten sie sich neue Futterquellen erschließen.
2. Im Wasser waren sie ziemlich gut vor Feinden geschützt. Eine größere Wasserschildkröte, hat im Wasser praktisch gar keinen Feind mehr, während an Land größere Säugetiere wie Waschbären oder Füchse den Schildkröten das leben schwer machen.

Die Tiere haben sich an ihren neuen Lebensraum angepasst, indem sie nützliche Fähigkeiten entwickelten wie: lange die Luft anhalten, die Lunge als Schwimmblase nutzen, unter Wasser riechen etc.. Außerdem verbesserten sie ihre Schwimmfähigkeiten durch Schwimmhäute (bei den Meeresschildkröten sogar regelrechte Flossen) und Panzer in Leichtbauweise.

Warum haben Wasserschildkröten keine Kiemen?

Wasserschildkröten haben sich exzellent dem Leben im Wasser angepasst bis auf scheinbar eine Ausnahme: sie müssen immer noch regelmäßig an die Oberfläche, um Luft zu holen.

Warum hat die Evolution sie dann nicht mit Kiemen ausgestattet? Der Grund dafür ist, dass die Luft ein viel effizienterer Lieferant des lebensnotwendigen Sauerstoff ist, als das Wasser. Auch Wale und Delphine haben das eingesehen und holen sich ihren Sauerstoff nach wie vor aus der Luft.

Wo schlafen Wasserschildkröten?

Die meisten Wasserschildkröten schlafen unter Wasser, knapp unter der Wasseroberfläche, so dass sie bequem Luft holen können. Sie brauchen dazu einen Flachwasserbeich oder eine Möglichkeit sich festzuhalten. Als Schlafplatz bevorzugen sie einen dunklen versteckten Bereich. Manche Tiere schlafen aber auch an Land, wo sie sich ebenfalls ein Versteck suchen oder sich eingraben.

Beißen Klappschildkröten/Moschusschildkröten?

Ja!

Und zwar in den folgenden beiden Situationen:

1. Sie verwechseln Ihren Finger oder sonstige Gliedmaßen mit Futter (eigentlich verwechseln Klappschildkröten/Moschusschildkröten so ziemlich fast alles mit Futter ... :-)
2. Sie fühlen sich angegriffen und haben keine Möglichkeit zur Flucht.

Der Biss einer jungen Klappschildkröte ist nicht mehr als ein Zwicken. Wenn eine erwachsene Klappschildkröte zuschnappt, kann durchaus auch Blut fließen.

»Blut, Blut, Blut! Das muss spritzen meterweit ...« (aus »Das Blutlied«)

Werden Klappschildkröten/Moschusschildkröten zutraulich?

Bei manchen Schildkrötenarten kann es vorkommen, dass sich einzelne Exemplare am Köpfchen kraulen lassen. Bei einer Klappschildkröte/Moschusschildkröte wird das wahrscheinlich kaum der Fall sein. Sie müssen sich mit einem Platz als »Das große Ding, das Futter bringt« im Herzen Ihrer Schildkröte zufrieden geben. Wenn Sie mehr soziale Interaktion wünschen, sollten Sie sich ein anderes Haustier zulegen.
Oder eine Freundin. :-)

»Eine Schildkröte ist und bleibt ein Wildtier!« dieser beliebte Spruch der »seriösen Reptilienhalter«^TM stimmt aber genau so wenig. Eine Wasserschildkröte, die bei Annäherung eines großen Säugetiers sofort freudig herbeigeschwommen kommt, wird wohl in der Natur deutlich geringere Überlebenschancen haben, als ihre wilden Verwandten.

Gierig wie die Tiere sind, ist es übrigens kein Problem, Klappschildkröten/Moschusschildkröten aus der Hand fressen zu lassen. Ob das aber eine gute Idee war, werden Sie sich spätestens dann fragen, wenn Ihre Schildkröte so groß ist, dass es richtig weh tut, wenn sie zubeißt.

Können Klappschildkröten/Moschusschildkröten auch an Land leben?

Die meisten Klappschildkröten-Arten verbringen ihr Leben hauptsächlich im Wasser. Das Land wird zum gelegentlichen Sonnenbad oder zur Eiablage aufgesucht. Eher selten wird an Land geschlafen (das kommt auch aufs Individuum an). Mosschusschildkröten spazieren auch mal gerne nachts oder bei Regen auf der Suche nach Futter an Land herum.

Wenn ihnen allerdings etwas an ihrem Lebensraum nicht passt, können auch Wasserschildkröten vorübergehend zur Landschildkröte werden: Auf der Suche nach einem besseren Gewässer, einem Geschlechtspartner oder einem Eiablageplatz können die Tiere tagelange und kilometerweite Landwanderungen unternehmen, wobei sie regen Gebrauch von ihren Kletterkünsten machen. Denken Sie daran, wenn Sie eine Wasserschildkröten im Sommer draußen halten!

Über längere Zeit überleben Klappschildkröten/Moschusschildkröten allerdings einen trockenen Aufenthalt nicht, da sie nur im Wasser fressen können. Ausnahme ist natürlich, wenn sie sich zur Trockenruhe eingegraben haben.

An Land sind Klappschildkröten oft sehr schüchtern, wie etwa dieses Kinosternon-cruentatum-Weibchen.
(Foto: K. Baltazar)

Was haben Klappschildkröten mit Donald Duck gemeinsam?

Donald, Dagobert, Micky, Minny und die Panzerknacker haben allesamt nur 4 Finger an den Händen! Auch Klappschildkröten haben an den Hinterfüßen nur 4 Zehen (vorne allerdings 5).

Wenn man genau hinschaut, sieht man an den Hinterfüßen noch die Stummel der 5. Zehe, die mit der 4. Zehe zusamengewachsen sind. Die Vorfahren der Klappschildkröten hatten also hinten auch 5 Zehen. Welchen evolutionären Vorteil die Reduktion der Zehenzahl hatte, wissen wir leider nicht.

 

Mehr Infos

Noch mehr Interessantes zur Biologie von Schildkröten auf
www.monta-n.net/sk/